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Lengfeld/Zipfen
Lengfeld/Zipfen
Lengfeld ist der größte Ortsteil der Gemeinde Otzberg und zugleich Sitz der Gemeindeverwaltung. Die älteste
bekannte Namensnennung ist eine Urkunde über das Haufendorf und seine St. Gallus-Kirche aus dem Jahre 1244. In ihrer heutigen Form stammt die weithin sichtbare Wehrkirche auf dem markanten Kirchenhügel zwar aus dem Jahre 1772, sicher ist allerdings, dass Teile des Turms mindestens romanischen Ursprungs sind. Vermutlich gehörte die
Kirche bereits zu den drei zum Organisationsbezirk Groß-Umstadt gehörigen Kirchen, die in einem Güterverzeichnis der Abtei Fulda aus dem Jahre 985 genannt sind - leider ohne genaue Standortangabe. Diverse Hinweise deuten aber darauf hin, dass die Lengfelder Kirche gemeint war. Zu diesen Hinweisen gehört unter anderem die Schutz-herrschaft des im 7. Jhd. lebenden irischen Wandermönches Gallus, nach dessen Todestag, dem 16. Oktober, die Lengfelder Kerb gefeiert wird. Neben der weithin sichtbaren Wehrkirche, die seit 1697 bis zur Weihung der katholischen Kirche im Jahre 1965 Simultankirche für beide Konfessionen war, ist das Alte Rathaus ein mindestens ebenso markantes Gebäude, das in erster Linie durch seine besondere Lage auffällt. Wohl in erster Linie aus Kostengründen wurde dieses im Jahre 1717 mitten auf der Straße errichtet, da diese bereits in Gemeindebesitz war. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die heutige Bundesstraße 426, die bis 1973 durch das Rathaus hindurchführte, zur damaligen Zeit nicht existierte. Die Ortsstraße führte lediglich zu den südlich des Ortes gelegenen Feldern. Aus Richtung Osten fiel
jedoch die Hauptstraße (In der Hohl) aus dem benachbarten Großherzogtum Hessen-Darmstadt ein, weswegen in direkter Nähe des Alten Rathauses das barocke Zollhaus mit dem auffälligen Erker, in dem die Zollstube unter-gebracht war, noch an die überwiegende Zugehörigkeit Lengfelds zur Kurpfalz erinnert. Erst durch den Reichs-deputationshauptschluss von 1803 wurde Lengfeld final ein hessischer Ort. Die Hauptstraße führte vom Rathaus durch den Ortskern hindurch und über die Heierngasse und die sich anschließende Heiernhohl, weiter über den Weiler
Zipfen. Dieser geht auf die Ansiedlung von Steinmetzen im 18. Jhd. zurück, die zum Umbau der ev. Kirche um 1772 nach Lengfeld kamen. Auch wenn Lengfeld nie Marktrechte und damit keinen Marktplatz be- saß wurde die platz-artige Fläche vor dem Alten Rathaus schon im 18. Jhd. als Dorfplatz genutzt, um beispielsweise Dorffeste zu feiern.
Andere Treffpunkte waren mangels eines ausgewiesenen Platzes die vielen Brunnen um den alten Ortskern, von
denen Lengfeld Mitte des 19. Jhd. sieben Stück besaß. Ursprünglich wurden diese Laufwasserbrunnen durch lange hölzerne Leitungen aus den Quellen am Nordhang des Otzbergs versorgt. Sie entwässerten schließlich in den durch den Ort fließenden Bach, den Borngraben, dessen Nordteil im Volksmund als „Brühels-Bäsch" bezeichnet wird, von dem das Baugebiet „Im Brühel" seinen Namen erhielt. Heute existiert mit dem Brunnen am oberen Ende der Born-gasse nur noch einer der alten Brunnen, der zugleich das Lengfelder Wappen ziert; alle übrigen wurden nach dem Bau der Wasserleitung 1950 entfernt. Dennoch wird, im Wechsel mit der dreijährig stattfindenden Otzbergwoche, in Lengfeld das Brunnenfest gefeiert. Der Brunnen an der Ecke Bismarckstraße/Pfarrhausstraße ist ein Neubau aus
dieser Zeit und hat, im Gegensatz zu seinem Vorgänger an fast gleicher Stelle, nie Wasser geführt. Er befindet sich vor dem ehemaligen katholischen Schulhaus des Ortes, das direkt neben dem reformierten Schulhaus steht. Bis zum Neubau einer Simultanschule 1885 in der Otzbergstraße 13, wurde hier nach Konfessionen getrennt unterrichtet. In der neugebauten Simultanschule fand schließlich der Unterricht bis zum Umzug im Jahre 1970 statt; heute befindet sich darin das Rathaus der Gemeinde Otzberg. Das Alte Rathaus - zuvor Sitz der Gemeindeverwaltung - beherbergt seitdem ein Museum zur Odenwälder Volkskultur.
In Lengfeld gibt es eine Kinderkrippe und eine Kindertagesstätte.
Der ehemalige Weiler, befindet sich ca. 2 km östlich von Lengfeld. Er entstand im 18. Jh. als Ansiedlung bayerischer Steinbrecher. Hier wurde 1882 der Odenwald-Klub, als einer der ersten deutschen Wandervereine gegründet. Zwischen Lengfeld und Zipfen finden wir eine der bedeutendsten privaten Kakteensammlungen Mitteleuropas.